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Newsletter 10.2022

China News
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Sehr geehrte Damen und Herren,

wir feiern 50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen China und der Bundesrepublik, doch miteinander gesprochen wird wenig. Dass zu viele Dialogformate brachliegen, ist Konsens bei den Jubiläumsveranstaltungen. Es ist aber dringend nötig, dass wir im Gespräch bleiben. Bleibt zu hoffen, dass der China-Besuch von Bundeskanzler Scholz im November das ändert. Es wäre die erste China-Reise eines deutschen Regierungschefs nach drei Jahren Abstinenz.
Unterdessen wird das Klima für die europäischen Unternehmen in China rauer. Sie sehen den Vorteil, den ihre Herkunft einst brachte, schwinden. Der Mittelstand wird zaghaft, doch große Konzerne wie Daimler Truck investieren weiter. In China für China heißt ihre neue Devise.

Eine kurzweilige Lektüre wünscht Ihnen

Ihre Astrid Oldekop
ao CR 5Astrid Oldekop
Chefredakteurin
China Business Forum
cbf@mdb-consult.com

China News

Zaghafter Austausch

Über zwei Jahre lang war die Einreise nach China für deutsche Studierende nicht möglich. Darunter haben alle deutsch-chinesischen Austausch- und Partnerschaftsprogramme massiv gelitten. In Deutschland bilden chinesische Studierende nach wie vor die größte ausländische Gruppe an den Hochschulen, auch wenn ihre Zahl sinkt. Nun besteht die Hoffnung, dass sich China seine Hochschulen wieder öffnet und internationalen akademischen Austausch wieder möglich macht, meldet der DAAD. Denn seit Ende August können deutsche Studierende wieder Visa für einen langfristigen China-Aufenthalt beantragen. Diese sollen zwar zunächst nur für „degree seeking students“ erteilt werden, aber auch Austauschstudierende, die länger als ein Semester in China bleiben wollen, können Anträge stellen. Unser Foto zeigt die renommierte Peking Universität, an der es zahlreiche Partnerschaftsprogramme gibt.
In Deutschland studierten im vergangenen Jahr 40.136 chinesische Studierende, sie bilden die größte ausländische Gruppe an deutschen Hochschulen. Ihre Zahl sank jedoch gegenüber dem Vorjahr um 1.000. Besonders zurück ging die Zahl der chinesischen Studienanfänger: Zum Wintersemester 2019/2020 gab es in Deutschland 8.225 chinesische Erstsemester versus 6.155 im Wintersemester 2020/2021 und 5.854 im Wintersemester 2021/2022.
Für die Anzahl der deutschen Studierenden in China gibt es für 2021 noch keine offiziellen Zahlen. Für 2019 hatte das chinesische Bildungsministerium die Anzahl der in China studierenden Deutschen mit 8.108 angegeben, 2020 mit 3.400. Derzeit sind der DAAD-Außenstelle Peking jedoch nur noch eine Handvoll deutscher Studierender in China bekannt.
„Für nachhaltigen Austausch ist Reziprozität ein wichtiges Merkmal“, mahnt der DAAD. Das Fehlen der deutschen Studierenden in China und damit das Fehlen der zukünftigen Generation von China- Experten für Deutschland sei besorgniserregend. „Umso erfreulicher, dass es nun am Horizont zumindest einen Hoffnungsschimmer gibt.“
Quelle: DAAD, Foto: By Jing Ge - Own work, CC BY-SA 4.0

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China News

Daimler baut LKW in China

Der weltgrößte Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck baut erstmals Mercedes-Benz-Lastwagen in China für China. Trotz aller politischer Widrigkeiten will sich der Lkw-Hersteller so ein Stück des wachsenden Markts sichern. Eine halbe Milliarden Euro hat das Gemeinschaftsunternehmen von Daimler Truck und dem chinesischen Hersteller Foton Motor dafür im Norden von Peking investiert. Hier wird künftig der Daimler-Bestseller, die schwere Sattelzugmaschine Actros, produziert. Zunächst sollen 1.300 Beschäftigte auf 400.000 Quadratmetern in der Fertigung arbeiten. Das Angebot der lokal produzierten Lkw für den Fernverkehr ergänzen importierte Mercedes-Benz Lkw für Spezialanwendungen. „China ist der größte Markt für schwere Lkw der Welt und bietet ein erhebliches Wachstumspotenzial für Daimler Truck“, kommentierte Karl Deppen, Asien-Chef der Daimler Truck Holding. Mit dem planmäßigen Start der Serienproduktion schlage Daimler Truck ein neues Kapitel in China auf. Denn zehn Jahre nach der Aufnahme des Geschäftsbetriebs in China baut das Gemeinschaftsunternehmen BFDA seine Präsenz in China weiter aus. „Mit den wegweisenden Innovationen von Daimler Truck und unserer langjährigen Erfahrung sind wir in der Lage, in China weiter zu wachsen“, sagte Daimler Truck China CEO Nicole Engel. Bisher hat das 50:50-Gemeinschaftsfirma BFDA in China ausschließlich preiswerte Lastwagen unter der Marke Auman produziert.
Quellen: Daimler, Handelsblatt, Foto: Daimler Truck

China News

Wachstum durch Zukäufe

Der Ausländerbonus multinationaler Unternehmen in China nimmt rasant ab. Schon in fünf Jahren sehen über 70 Prozent der befragten Unternehmen ihre Herkunft nicht länger als Wettbewerbsvorteil, hat eine Studie der Strategie- und M&A-Beratung InterChina Partners ergeben. Deshalb müsse sich die Art und Weise, wie Multinationale in China Geschäfte machen, grundlegend ändern, folgerte der CEO von InterChina Partners, Eduardo Morcillo, beim hybriden China Business Breakfast in Wien, zu dem die Beratung zusammen mit Investor Manfred Reichl Mitte September eingeladen hatte. Die internationale Herkunft sei schon bald nicht länger von Vorteil, weil der lokale Wettbewerb zunehme, disruptive Technologien und neue Nachfragemuster entstünden sowie Multinationale in einigen Branchen keinen Marktzugang hätten. Künftig gehe es im China-Geschäft von internationalen Unternehmen vor allem um Skalierbarkeit und darum, in China für China tätig zu sein. So wollen denn auch drei von vier befragten multinationalen Unternehmen durch Zukäufe in China wachsen. Dabei müssten sie sich jedoch stets fragen, wie sie ihr China-Geschäft stärken können, ohne ihre globale DNA zu verlieren, mahnte Eduardo Morcillo.
Quelle: InterChina, Grafik: mdb

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Industrieroboter wurden 2021 in chinesischen Unternehmen verbaut. Das sind mehr als die Hälfte weltweit und doppelt so viel wie in den USA und Europa zusammen.
Quelle: WSJ

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Cosco macht in Hamburg Druck

Seit einem Jahr will sich die chinesische Reederei Cosco mit 35 Prozent am Container Terminal Toller¬ort (CTT) der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) beteiligen und Hamburg zum „bevorzugten Anlaufhafen“ ausbauen, an dem mehr Ladung in die Stadt gebracht wird. Doch nun bremst die Bundesregierung, Wirtschaftsminister Robert Habeck meldet Bedenken an: „Ich tendiere, dass wir das nicht erlauben.“ Der Containerhafen Tollerort ist einer von drei HHLA-Terminals in Deutschland wichtigstem Hafen. Dies sei zwar nur ein kleiner Teil des Gesamthafens, dennoch könne China darüber Einfluss auf den Handel nehmen, sagte Habeck gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Da ein entsprechender Kabinettsbeschluss fehlt, ist die Entscheidung nicht endgültig.
Nun hat Cosco den Zeitpunkt bis zum Abschluss des Deals auf Ende Dezember verlängert und damit den Druck auf die Bundesregierung erhöht. Hätte Cosco die bisherige Frist auslaufen lassen, wäre die geplante Transaktion geplatzt, ohne dass es zu einem offiziellen Verbot gekommen wäre, mutmaßt die Zeit. Damit hätte die Bundesregierung einen direkten Affront mit China vermieden. Auch Cosco hätte gesichtswahrend argumentieren können, dass nicht alle Genehmigungen vorlagen. Doch Cosco drängt auf eine Entscheidung.
„Ein Einstieg der Chinesen wäre ein Riesengewinn für den Hafen und keine Gefahr“, zitiert die Zeit Axel Mattern von der Hamburger Hafen Marketing. „Cosco wird bald die weltgrößte Reederei sein, eine Absage wäre eine Katastrophe nicht nur für den Hafen, sondern auch für Deutschland.“ Der Hafen verspricht sich vom Cosco-Einstieg Wettbewerbsvorteile und eine langfristige Sicherung von Arbeitsplätzen. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher und der Hambuger Senat stehen hinter der Transaktion: „Was unternehmerisch sinnvoll ist, muss auch praktisch möglich sein und gemacht werden“, sagte Tschentscher.
Cosco hält Anteile an 13 europäischen Häfen und hat damit schätzungsweise zehn Prozent von Europa Hafenkapazitäten unter seinem Einfluss, schreibt das Hamburger Abendblatt. Beim CTT-Einstieg soll es um einen Betrag von 65 Millionen Euro gehen.
Quellen: Manager Magazin, Zeit, Abendblatt, Foto: HHLA/Thies Rätzke

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China wärmt Europa

Wenn sich Europa auf einen kalten Winter vorbereitet, läuft in China die Produktion von Wärmeprodukten aller Art an – wie Wärmepumpen, Heizlüfter, Heizdecken und sogar Wärmflaschen, berichtet die Webseite The China Project. Während hierzulande über den Einbau von Wärmepumpen diskutiert wird, fährt China, das bereits 60 Prozent der Wärmepumpen weltweit herstellt, die Produktion weiter hoch. Bereits im vergangenen Jahr exportierte das Land fast doppelt so viele Wärmepumpen wie im Vorjahr. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres sind die Exporte noch mal um 63,7 Prozent gestiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Sowohl Haier Smart Home als auch Midea melden Rekord-Umsätze: Beide Unternehmen exportierten im ersten Halbjahr 200 Prozent mehr Wärmepumpen nach Europa, wobei die größten Märkte Frankreich, Italien und Deutschland waren.
Auch die Heizdecken-Lieferungen in die EU steigen: Im Juli gelangten 1,29 Millionen Heizdecken aus China in die EU, das sind 150 Prozent mehr als dem Vormonat. Bereits im ersten Halbjahr stieg die Ausfuhr von Heizdecken in die EU fast um das Doppelte. Wichtiger Produktionsstandort für Heizgeräte ist die Stadt Cixi in Zhejiang, dort endet die Hochsaison für die Heizgeräte eigentlich Mitte September. Doch in diesem Jahr laufen Produktion und Exporte aufgrund der gestiegenen Nachfrage aus Europa bis in den Oktober hinein noch auf Hochtouren. So ist der Export von Heizgeräten aus Cixi nach Europa in den ersten acht Monaten 2022 um ein Viertel gestiegen, meldet The China Project.
Europas Vorbereitungen auf den Winter werden in China öffentlich diskutiert. So zitierten chinesischer Medien zitierten das deutsche Statistische Bundesamt mit folgenden Zahlen: Zwischen März und Juli importierte Deutschland 700.300 Heizöfen, von denen fast zwei Drittel aus China kamen. Das waren 8,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Quelle: The China Project, Foto: Petra/Pixabay

„China ist ein Eckpfeiler unserer Wirtschaft. Diese Abhängigkeit zu verringern, wird einen mindestens ebenso fundamentalen Wandel erfordern wie die Entkoppelung von russischer Energie.“

Christian Sewing, Vorstandschef Deutsche Bank
Quelle: Handelsblatt

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Sixt setzt auf E-Mobilität aus China

Der deutsche Autovermieter Sixt holt sich bei der Elektrifizierung seiner Flotte Utnerstützung aus China. In den kommenden sechs Jahren wird Sixt 100.000 E-Autos des chinesischen Automobilhersteller BYD kaufen. Dieser hat im Sommer Tesla als weltgrößter E-Autobauer überholt. Noch in diesem Jahr sollen mehrere Tausend vollelektrische BYD-Fahrzeuge für Sixt-Kunden in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Großbritannien zur Verfügung stehen. Die vereinbarten 100.000 BYD-Wagen stellen eine riesige Zahl dar, denn die gesamte Flottenstärke von Sixt liegt zurzeit bei rund 240.000 Autos. Die Zahl relativiert sich, wenn man bedenkt, dass Autovermieter Fahrzeuge gerade mal bis zu einem Jahr lang in ihrer Flotte behalten. So werden auch nicht alle 100.000 BYD E-Mobile zur gleichen Zeit eingesetzt.
Sixt und BYD denken über weitere Kooperationensmöglichkeiten in verschiedenen Regionen der Welt nach.
Bis 2030 will Sixt 70 bis 90 Prozent seiner europäischen Flotte elektrifizieren und dabei Fahrzeuge mehrerer Hersteller anbieten. „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Sixt, dem Autovermieter mit dem weltweit am schnellsten wachsenden Markenwert und einem sehr wichtigen Partner für BYD bei unseren ersten Schritten in den Vermietungsmarkt“, sagte Michael Shu (Foto links) von BYD Europe. „BYD ist mit über einer Million produzierter Fahrzeuge im Zeitraum von Januar bis August 2022 der weltweit größte Fahrzeughersteller im Bereich E-Mobilität. Die Vereinbarung mit BYD ist ein wichtiger Meilenstein, um unser Versprechen einzulösen, deutlich mehr E-Autos auf die Straße zu bringen“, ergänzte Sixt-CBO Vinzenz Pflanz (Foto rechts).
Quellen: Sixt, Spiegel; Foto: Sixt

36 %

aller Wagen von Mercedes werden in China verkauft.
Quelle: China.Table

China News

Opel bläst China-Offensive ab

Im vergangenen Jahr hat der deutsche Autohersteller Opel laut angekündigt, als reine Elektroauto-Marke in den chinesischen Markt einzusteigen (Foto). Nun hat Opels Mutterkonzern Stellantis diesen Eintritt abgeblasen. Gründe sind sowohl Geopolitik als auch der chinesische Markt. Angesichts der aktuellen Herausforderungen für die Automobilindustrie sei es für Opel wichtiger denn je, sich auf klare Prioritäten zu konzentrieren, erklärte das Unternehmen. „Vor diesem Hintergrund und in Anbetracht des erforderlichen Volumens, um einen wirklichen Effekt zu erzielen, lässt Opel die Pläne für einen Markteintritt in China derzeit ruhen“, hieß es. Der Autohersteller gehört zum italienisch-amerikanischen Stellantis-Konzern und bereitet zurzeit den Eintritt in weitere Märkte vor, die schon mit kleineren Volumina eine gute Profitabilität versprechen, schreibt die Online-Seite der Tagesschau. „Die China-Kehrtwende von Opel ist ein Segen für die Firma“, kommentierte das Handelsblatt, denn in China habe niemand auf Opel gewartet, die geplante Expansion sei reines Wunschdenken gewesen.
Quellen: Tagesschau, Handelsblatt, Screenshot: mdb/Stellantis, Youtube

China News

Elite-Unis verlassen internationale Rankings

Mehrere chinesische Universitäten haben sich aus den viel beachteten internationalen Hochschul¬rankings zurückgezogen oder angekündigt, eine gute Platzierung in diesen nicht länger als wichtiges Ziel zu betrachten. Unter ihnen sind die Volksuniversität in Beijing (Renmin Universität), die Nanjing Universität sowie die Universität Lanzhou. Die Volksuniversität verlässt die internationalen Hochschulrankings ganz, die Universität Lanzhou hat sich nicht mehr den renommierten Rankings von Times Higher Education gestellt und für die Nanjing Universität ist eine Top-Position in internationalen Hitlisten kein wichtiges Ziel mehr. Im bildungsorientierten China haben die weltweit einflussreichen Hochschulrankings in den vergangenen Jahren immer größere Aufmerksamkeit gewonnen. Doch die Rankings setzen unterschiedliche Schwerpunkte wie akademischer Ruf, Lehre, Forschung oder Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Deshalb seien sie nicht vergleichbar und könnten nicht ausschlaggebend sein für die tatsächliche Qualität einer Universität, heißt es nun aus chinesischen Universitäten.
Laut Chu Zhaohui von der Chinesischen Akademie der Erziehungswissenschaften sollten Universitäten mehr dimensional bewertet werden, Rankings seien nur eine von vielen Arten, die Qualität einer Hochschule darzustellen. So gebe es beispielsweise keine einheitlichen Kriterien für Bewertung einer erstklassigen Universität in unterschiedlichen Ländern.
Quelle: CRI online, Foto: Locies/Pixabay

„Hongkong kann Chinas internationale Tech-Drehscheibe werden, muss aber Spitzentalente an sich binden.“

Lee Kai-fu, ehemaliger Google China-Chef.
Quelle: SCMP

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Seidenstraße und Duisburg-Jubiläum

Duisburg, der weltgrößte Binnenhafen und Knotenpunkt der Neuen Seidenstraße, feierte im September 40 Jahre Städtepartnerschaft mit Wuhan – Anlass für den NRW China Business Empfang, den Astrid Oldekop (Foto links) in Anwesenheit des neuen chinesischen Generalkonsuls in Düsseldorf, Du Chunguo, moderierte. In einer Talk-Runde diskutierten die Wirtschaftsförderer Julia Frohne, Rasmus C. Beck und Felix Neugart über die Auswirkungen der aktuellen Herausforderungen auf die deutsch-chinesischen Handelsbeziehungen. Markus Bangen (Foto rechts), CEO des Duisburger Hafens, sprach über die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf Duisburg und die neue Seidenstraße sowie den Handel zwischen Deutschland und China.
Eingeladen hatten die landeseigene Wirtschaftsförderung NRW.Gobal.Business, Duisburg Business & Innovation, die Business Metropole Ruhr sowie die DCW.
Foto: NRW.Global Business/Jan Tepass

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Ein halbes Jahrhundert Diplomatie

Im September jährte sich die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik China zum 50. Mal. Astrid Oldekop (Foto Mitte) moderierte ein Gespräch, bei dem Thomas Heberer von der Universität Duisburg-Essen und der Unternehmer Hao Zhu zurückschauten und mögliche künftige Entwicklungen diskutierten. Themen waren die zunehmende politische Entkopplung, das Ende vieler deutsch-chinesischer Dialogformate sowie die künftige China-Strategie der Bundesregierung. Thomas Heberer erinnerte an die Meilensteine der Beziehungen, sprach über US-chinesische Beziehungen und Chinas Blick auf die USA sowie die europäische China-Politik. Hao Zhu, deutscher Unternehmer mit chinesischen Wurzeln sowie Gründer und Geschäftsführer von Citec Technical Trading in Ratingen, betonte die Tiefe der gegenseitigen deutsch-chinesischen wirtschaftlichen Verflechtungen: „Es ist nicht vorstellbar, diese aufzulösen.“ Der Abend fand im Rahmen einer Jubiläums-Veranstaltungsreihe der Gesellschaft für deutsch-chinesische Freundschaft in Düsseldorf statt.
Foto: Martina Henschel

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Eva Siao: Fotografin und Sprachtalent

Beim 34. Deutschen Orientalistentag in Berlin nahm Astrid Oldekop (Foto links) am Panel über die deutsch-jüdische Fotografin Eva Siao teil, die mit einem beeindruckenden fotografischen Werk vor allem die 1950er Jahre in China dokumentiert hat. Astrid Oldekop sprach über die „identitätsstiftende Funktion von Sprache im Leben und Werk von Eva Siao“. Jens Damm von der Universität Freiburg trug seine Ergebnisse zur unterschiedlichen Rezeption des Werks der Fotografin in der Volksrepublik China, der DDR und der Bundesrepublik vor. Mariia Guleva von der Universität Prag hatte sich die 1950er Jahre, die Blütezeit des künstlerischen Schaffens von Eva Siao vorgenommen und referierte über die politischen Karikaturen der Zeitschrift Manhua. Der Beitrag von Yulia Mylnikova von der Universität St. Petersburg musste aufgrund aktueller Ereignisse ausfallen. Sie forscht zu den „Bildern von Eva Siao als fotografisches Ereignis“. Die Beiträge des Panels sollen Teil eines Eva-Siao-Projekts werden.
Foto: mdb

36%

aller Wagen von Mercedes werden in China verkauft.
Quelle: China.Table

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Ugandas wunderbare Rose

Authentisches chinesisches Landleben und regionale Spezialitäten zeigt die Videobloggerin Rose aus Uganda. Die fließend Mandarin sprechende 29-Jährige verliebte sich in einen chinesischen Bauern, lebt seit 2014 in einem Dorf in Zhejiang und ist in kurzer Zeit zur berühmten ausländischen Influencerin in China avanciert. Im vergangenen Jahr begann sie auf der Video-App Douyin zu bloggen: über ihr Leben auf dem Land und die Zubereitung chinesischer Gerichte. Nun zeigt sie auf Douyin, wie sie Tofu, Suppen, gebratene Ente, gedünsteten Fisch oder würziges Huhn und regionale Spezialitäten kocht. Zurzeit hat Rose über elf Millionen Follower und 160 Millionen Likes. Auch auf internationalen Kanälen wie Facebook oder Youtube ist sie unterwegs.
Screenshot: mdb/Youtube
Rose在中国:Videoblog. Douyin, Youtube, Facebook. Videoblog

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Oh, mein Gott, kauft das!

Der Livestreamer Li Jiaqi ist mit Lippenstift-Tests und Sprüchen wie „Oh, mein Gott, kauft das!“ in China berühmt geworden. Drei Monate war Li aus der Öffentlichkeit verschwunden. Doch nun ist Chinas König des Lippenstifts wieder zurück, meldet die Webseite China Vibe. In der ersten Live-Show nach seinem Verschwinden präsentierte Li 26 Kosmetikartikel, die meisten waren am Ende der Sendung ausverkauft. Zu Beginn der Show verfolgten 100.000 Zuschauer den Livestream, nach zwei Stunden waren es mehr als 50 Millionen. Im Juni, zum Jahrestag des Massakers auf dem Tiananmen-Platz, hatte der 30-Jährige Li Jiaqi eine Eistorte mit Schokoladenverzierung in Form eines Panzers in seinem Livestream gezeigt. Daraufhin wurde der Livestream von der Zensur gestoppt. Viele Chinesen seiner Generation sind nicht über die Ereignisse von 1989 informiert, schreibt der Guardian. Doch gerade das Verschwinden von Li Jiaqi aufgrund eines Schokoladen-Panzers weckte Interesse daran. „Ironischerweise scheinen viele in den chinesischen sozialen Medien jetzt zu wissen, warum. Sie nennen es das Li Jiaqi-Paradox“, kommentierte Lüqiu Luwei von der Hong Kong Baptist Universität im Guardian.
Quellen: The Guardian, China Vibe; Screenshot: mdb/Li Jiaqi

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ausländische Filme dürfen pro Jahr in Chinas Kinos gezeigt werden.
Quelle: Variety

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Ideologie übertrumpft Wirtschaft

Das jährliche detaillierte Positionspapier der Europäischen Handelskammer in China ist der Pulsmesser chinesisch-europäischen Wirtschaftsbeziehungen. In diesem Jahr ist das Fazit negativ: Die China-Euphorie früherer Jahre ist einer großen Skepsis gewichen. „Obwohl Europa und China schon jetzt an entgegengesetzten Enden eines gemeinsamen Kontinents liegen, scheinen sie sich immer weiter voneinander zu entfernen“, folgerte EU-Kammerpräsident Jörg Wuttke. Dass sich China im kommenden Jahr wieder öffnen wird, hält Wuttke nicht für gesichert. Unter europäischen Firmen sei eher eine China-Müdigkeit zu spüren angesichts nicht enden wollender Null-Covid-Maßnahmen, die zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten führten. Auch das allgemein schlechtere Klima zwischen China und Europa wird im Positionspapier bemängelt. Ein Exodus europäischer Firmen aus China sei bislang jedoch ausgeblieben. Doch die Europa-Handelskammer warnt: Das Vertrauen könnte nachhaltig beschädigt sein. Europäische Unternehmen suchen bereits nach Alternativen in Südostasien und Indien. 41 Arbeitsgruppen der EU-Kammer haben knapp 1.000 Empfehlungen erarbeitet. Diese verdeutlichen sowohl das Ausmaß der Herausforderungen, mit denen europäische Unternehmen in China konfrontiert sind, als auch ihr Engagement für die Verbesserung des Geschäftsumfelds.
Foto: Michael / Pixabay
EUCCC: European Business in China Position Paper 2022/2023. Online-Studie.

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Auf nach China-Town

Die Zahl der chinastämmigen Menschen, die außerhalb der Volksrepublik China leben, wird auf 60 Millionen geschätzt; das entspricht ungefähr der Bevölkerung Italiens. Viele von ihnen besitzen keine chinesische Staatsbürgerschaft und haben – als Nachfahren chinesischer Einwanderer – nie in China gelebt. Sie sind sozio-kulturell und politisch äußerst
divers. Trotzdem versteht Peking sie als homogene Einheit und Teil der „großen chinesischen Familie“ unter der Führung der Kommunistischen Partei Chinas, schreibt Carsten Schäfer in „Chinas Diasporapolitik unter Xi Jinping“. Auslandschinesen spielten aus Sicht Xi Jinpings eine „unersetzliche Rolle“ für Chinas Aufstieg zur Weltmacht. Peking bemühe sich intensiv darum, auslandschinesische Ressourcen für eigene Zielsetzungen in Wirtschaft, Wissenschaft und Technik sowie Diplomatie und Soft Power nutzbar zu machen. Auch von Menschen chinesischer Herkunft in Deutschland fordere Peking, die Beziehungen zwischen China und Deutschland zu vertiefen und als „inoffizielle Botschafter“ auch Chinas Narrative in der deutschen Öffentlichkeit zu verbreiten, Chinas „Kerninteressen“ zu verteidigen und beim Wissens- und Technologietransfer nach China zu helfen. Die Reaktionen chinesischer Migranten auf Chinas Ambitionen reichten jedoch von der Bereitschaft zur Kooperation bis hin zu Desinteresse oder offener Ablehnung. Deutsche Akteure sollten daher ihr Engagement in Communities von Menschen mit chinesischem Migrationshintergrund ausbauen, anstatt dieses Feld chinesischen Behörden zu überlassen, rät der Autor.
Foto: Patcharaphol Pongvijit / Pixabay
Carsten Schäfer: Chinas Diasporapolitik unter Xi Jinping. Inhalte, Grenzen und Herausforderungen. SWP-Studie.

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Wenige Konzerne sind besonders aktiv

Europäische Direktinvestitionen in China werden von wenigen Unternehmen aus einzelnen Ländern in bestimmten Sektoren getätigt. Das ist das Ergebnis einer Studie der Rhodium Group zu den die Direktinvestitionen der EU und Großbritanniens in der Volksrepublik. Während eine Handvoll großer, vor allem deutscher, Unternehmen weiterhin Geld in ihre China-Geschäfte steckt, halten viele andere europäische Unternehmen neue Investitionen vor Ort zurück. Gleichzeitig seien in den letzten Jahren so gut wie keine neuen europäischen Unternehmen in den chinesischen Markt eingetreten. Auch Übernahmen chinesischer Unternehmen durch ausländische Unternehmen seien ins Stocken geraten, während Investitionen auf der grünen Wiese die Investitionslandschaft jedoch zunehmend dominierten, schreiben die Autoren der Studie. Die Ergebnisse zeigten eine wachsende Kluft in der Wahrnehmung der Risiken und Chancen auf dem chinesischen Markt durch europäische Unternehmen. Wenn es um die Frage der Abhängigkeiten europäischer Unternehmen von China gehe, sei eine differenzierte Sichtweise erforderlich.
Agatha Kratz, Noah Barkin, Lauren Dudley: The Chosen Few: A Fresh Look at European FDI in China. Rhodium Group

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