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Newsletter 10.2023

China News
Inside mdb
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Sehr geehrte Damen und Herren,

über „Exzellenz in der Automobilproduktion“ habe ich in Neckarsulm mit selbstbewussten, wissbegierigen chinesischen Topmanagern im Rahmen eines Weiterbildungsprogramms diskutiert. Ein Thema, über das Deutsche und Chinesen dringend im Dialog bleiben müssen. Ein Austausch, bei dem wir ebenso aufmerksam, neugierig, aber auch selbstbewusst sein sollten wie meine chinesischen Gesprächspartner. China exportiert inzwischen mehr Fahrzeuge als es einführt. Das allein sorgt bei deutschen Automanagern für Sorgenfalten. Noch kaufen Chinesen vorrangig teure Premium-Verbrenner aus dem Ausland, im Schnitt zahlen sie 53.000 Euro pro Wagen. Aus China kommen dagegen günstige Autos, sie kosten durchschnittlich 21.000 Euro, und jedes dritte wird bereits elektrisch betrieben. Die „doppelte China-Herausforderung“ nennt das die Beratung Sinolytics: Während internationale Automobilhersteller noch um ihre Marktanteile im Reich der Mitte kämpfen, treten im Heimatland schon die chinesischen Wettbewerber auf den Plan.

Eine kurzweilige Lektüre wünscht

Ihre Astrid Oldekop
ao CR 5Astrid Oldekop
Chefredakteurin
China Business Forum
cbf@mdb-consult.com

China News

Deutsch-chinesische Brückenbauer

Die größte deutsche Besuchergruppe seit Ende der Pandemie reiste Anfang September nach Shanghai: An einer Summer School nahmen 97 deutsche Studierende teil, der Großteil unter ihnen angehende Ingenieure. „Trotz negativer Schlagzeilen interessieren sich junge Deutsche für China und wollen das Land kennenlernen,“ resümiert Oliver Schirmer, Vizedirektor der Chinesisch-Deutschen Hochschule für Angewandte Wissenschaften (CDHAW) an der Tongji Universität Shanghai. „Mit der Summer School wollten wir junge Menschen für einen längeren Aufenthalt begeistern und ein Zeichen setzen.“ Beworben hatten sich 220 Studierende von 38 deutschen Partneruniversitäten. Die Gruppe absolvierte ein umfangreiches kulturelles, wissenschaftliches und wirtschaftliches Programm und reiste nach Shanghai, Taicang, Suzhou, Zhengzhou und in die Provinz Henan. Es gab Vorlesungen zu Themen wie Wirtschaftsbeziehungen, Künstliche Intelligenz, Digitalisierung, chinesische Sprache und Kultur sowie interkulturelles Management. Darüber hinaus besuchten die Deutschen Unternehmen wie ZF, Liebherr, Nio, Trumpf, Ruhlamat sowie das deutsche Generalkonsulat Shanghai. Die CDHAW wurde 20034 gegründet und bietet den Studierenden deutsch-chinesische Doppelabschlüsse. Zwei von drei Teilnehmern der Summer School gaben an, dass China ganz anders sei, als sie es aus den Medien kannten. 62 Prozent der Teilnehmer planen für einen längeren Aufenthalt nach China zurückzukehren. Finanziert wurde die Summer School durch den Freundesverein des DHIK, die Tongji University, chinesische Lokalregierungen, Firmenpartner und den VDI.
Quellen: CDHAW, DAAD, Grafik: mdb

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Make and Buy

China ist aus eigener Forschungskraft auf dem Weg in die Weltspitze der technologischen Innovatoren und bereits heute wichtiger Konkurrent für Deutschland, ist das Ergebnis einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln (IW). In einzelnen Technologiebereichen wie Automobil bestehe die Gefahr, überholt zu werden.
Zugleich erwerbe das Land Patente und technologisches Wissen aus Deutschland. Diese chinesische Patentstrategie nennt das IW „Make and Buy“. Das Ziel besteht darin, Abhängigkeiten vom Ausland zu reduzieren und die Innovationskraft der heimischen Wirtschaft zu stärken. Die Studie analysiert Chinas Patentaktivität in drei Bereichen: Digitalisierung, Biotechnologie und Elektrifizierung der Kfz-Industrie.
Anders als in Deutschland, wo der Großteil der Digitalisierungspatente von der Automobilbranche hervorgebracht wird, stammen 84 Prozent der chinesischen Digitalisierungspatente aus der Elektroindustrie. „In nahezu sämtlichen Facetten der Digitalisierungstechnologie weist China in Folge einer immensen Patentdynamik inzwischen ein sehr gutes Fundament auf, um im internationalen Technologiewettbewerb erfolgreich zu bestehen“, schreibt das IW. Nur bei den Halbleitertechnologien zeigten sich noch Schwächen, lediglich 6,1 Prozent aller chinesischen Digitalisierungspatente entfallen auf sie. Bei der Biotechnologie haben sich die chinesischen Patentanmeldungen in den vergangenen zehn Jahren versiebenfacht, ihr Anteil an allen chinesischen Patentanmeldungen hat sich verdoppelt. „Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird China Deutschland noch vor 2025 in der Biotechnologie deutlich überholt haben“, folgern die IW-Experten. In der Automobilindustrie haben sich die Patentmeldungen verzehnfacht, Schwerpunkt lag beim elektrifizierten Kfz-Antriebsstrangs.
Quelle: IW, Foto: Pexels/Chokniti Khongchum

10 Jahre

ist Chinas Belt and Road Initiative alt, besser bekannt als die neue Seidenstraße.
Quelle: Politico

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Weniger Chinesen studieren im Ausland

Zwischen 1978 und 2021 studierten acht Millionen Chinesen im Ausland, meldet Chinas Bildungsministerium. Zwischen 2006 und 2019 stieg die Zahl der chinesischen Studierenden im Ausland von 134.000 auf 704.000. Bis zur Corona-Pandemie waren die USA das Traumziel vieler chinesischer Talente. Doch nun scheint die Lust auf ein Leben im Ausland in China zurückzugehen. Gründe dafür sind laut SCMP das negative Bild der USA in der chinesischen Öffentlichkeit, antiasiatische Vorfälle in den Vereinigten Staaten sowie die Begeisterung über das eigene technologische Können. Fast 40 Prozent der chinesischen Studierenden kommen aus Familien mit mittleren Einkommen zwischen 13.000 bis 39.000 Euro, die kleine und mittlere Unternehmen besitzen, die in der Pandemie wirtschaftlich stark gelitten haben.
Chinas Regierung rät zunehmend von einem Auslandsstudium ab. Dieses wurde in den 2010er Jahren noch gefördert. Auch der Englischunterricht in China nehme ab, in Englischbüchern gebe es Berichte über heimkehrende Auslandsstudierende, die keine Stelle finden. Auch auf der Berufsebene gehen Austausch und Auslandsbesuche zurück, schreibt der Chinapolitan-Newsletter.
Trotz der gewandelten Stimmungslage sei für viele Chinesen die internationale Bildung ihrer Kinder noch immer sehr wichtig, denn sie seien enttäuscht über die Förderung von Talenten an chinesischen Hochschulen.
Quellen: SCMP, Chinapolitan, Chinapreneurs, Foto: Pexels / Zen Chung

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Chancen im Wasserstoff-Ökosystem

Chinas gerade entstehendes Ökosystem für Wasserstoff wird bedeutende ausländische Direktinvestitionen anziehen, prognostiziert die Strategie- und M&A-Beratung InterChina. In den kommenden drei bis fünf Jahren hätten multinationale Unternehmen Gelegenheit, sich an Chinas großer Wasserstoff-Chance zu beteiligen, denn die Geschäftsmodelle entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette seien noch nicht klar definiert und entwickelten sich schnell weiter. Multinationale Unternehmen benötigten eine klare Vorstellung davon, wie sie sich in diese Wertschöpfungskette für Wasserstoffanwendungen einfügen können.
Im vergangenen Jahrzehnt hat China große Kapazitäten und Kompetenzen in grünen Märkten aufgebaut: bei Solarzellen, Windenergie und Elektrofahrzeugen. Nun deuten alle Anzeichen auf eine ähnliche Revolution bei der Verwendung von grünem Wasserstoff hin, heißt es in der InterChina-Analyse. Bis 2060 will China kohlenstoffneutral sein, und Wasserstoff wird dabei immer wichtiger. Zurzeit ist der größte Teil des Wasserstoffs in China jedoch noch „grauer Wasserstoff“, der aus fossilen Brennstoffen und Industrieprodukten erzeugt wird. Grüner Wasserstoff, der aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, macht weniger als fünf Prozent aus.
Die Zahl der Wasserstoff-Anwendungen wächst: Neben Wasserstoffautos gibt es einen wasserstoffbetriebenen Nahverkehrszug in Chengdu. Nun beginnen unterschiedliche Akteure, die Wertschöpfungskette der Brennstoffzellen zu gestalten, darunter sind OEM-unterstützte Zulieferer, Lieferanten von Dieselmotoren sowie Energiekonzerne.
So baut der börsennotierte staatliche Automobilzulieferer Weifu eine asiatisch-pazifische Basis für Wasserstoff-Brennstoffzellenkomponenten auf. 2022 gründete Weifu ein Joint Venture für Wasserstoff-Brennstoffzellenteile mit verschiedenen Unternehmen, darunter die Bosch-Tochter RBINT. Auch SinoHytec und Toyota haben ein Joint Venture für Brennstoffzellensysteme in Peking gegründet. Ballard, das kanadische Unternehmen für Brennstoffzellentechnologie, errichtete in Shanghai ein chinesisches Headquarter mit Fertigung sowie Forschungs- und Entwicklungszentrum.
Wasserstoff sei einer der wenigen Technologiesektoren, in denen China sowohl Know-how als auch Finanzmittel aus dem Westen benötige, um seine Dekarbonisierung voranzutreiben, resümieren die Experten der Strategie- und M&A-Beratung InterChina.
Quelle: InterChina, Grafik: mdb

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Gestricktes für die Welt

Die chinesische Tochter eines italienischen Konzerns hat ein Traditionsunternehmen mit 160jähriger Geschichte in Chemnitz übernommen: Santoni Shanghai Knitting Machinery rettet mit der Übernahme den Strickmaschinen-Hersteller Terrot, einen führenden Produzenten von Rundstrickmaschinen. Santoni Shanghai ist eine Tochtergesellschaft der italienischen Santoni Spa in Mailand. Terrot blickt ist in 120 Ländern vertreten, Hauptabsatzmärkte sind China, Indien und die Türkei. Santoni Shanghai wurde 2005 gegründet und bietet eine smarte Strickplattform für die intelligente Produktion. Seit seiner Gründung expandiert das Unternehmen durch organisches Wachstum und Übernahmen. Den Prognosen zufolge wird der weltweite Markt für Rundstrickmaschinen stark wachsen. Durch die Schaffung von Synergien und die Integration von Fähigkeiten in den Bereichen Produktion, Beschaffung, innovative Technologien, Nachhaltigkeit, Software und Digitalisierung wollen Santoni Shanghai und Terrot alle wichtigen Textilproduktionszentren der Welt wie China, die Asean-Länder, Süd- und Zentralasien, die Mittelmeerländer und Amerika bedienen.
Quelle: PR, Fotos: Pexels/Alex Green

„Die starke Anbindung an China lässt sich auch als Vorteil sehen. Die Zulieferbranche aus Baden-Württemberg ist in die chinesischen Netzwerke eingebunden und spielt damit weiterhin ganz vorne mit.“

Nicole Hoffmeister-Kraut, Wirtschaftsministerin von Baden-Württemberg
Quelle: Table Media

China News

Plan B ist immer dabei

Die meisten multinationalen Unternehmen wollen in China bleiben. Allerdings planen viele, ihr Geschäft auch außerhalb Chinas zu diversifizieren und ergänzen ihre China-Aktivitäten um Investitionen im asiatischen Ausland, meldet das europäische Beratungsunternehmen Sinolytics. Es hat über 80 Investitionen und Anpassungen von Lieferketten internationaler Unternehmen in China analysiert und dabei vier Strategien ermittelt: Die beliebteste Strategie ist „China Plus“: Unternehmen behalten oder verstärken ihre Präsenz in China und erschließen gleichzeitig neue Märkte. Die zweite Strategie ist die (Teil-)Verlagerung: Sie betrifft Branchen mit einem „China-für-Global“-Ansatz wie die Elektronik- und Textilindustrie, deren Lieferkette aufgrund von geopolitischen Risiken zunehmend infrage gestellt würden. Die dritte Strategie nannte Sinolytics „Double Down“: Denn einige Unternehmen konzentrierten sich ausschließlich auf China, profitierten von der Größe des Marktes, machten sich allerdings zunehmend abhängig. Die vierte Strategie ist das „Re- und Home-Shoring“: Unternehmen - aus den Branchen Halbleiter und Gesundheit - verlagerten Lieferketten in das Heimatland oder in andere entwickelte Märkte.
Quelle: Sinolytics, China.Table, Foto: Pexels/Alexander Suhorucov

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Großaufträge für Rheinmetall

Der Düsseldorfer Technologie- und Rüstungskonzern Rheinmetall hat zwei Großaufträge in dreistelliger Millionenhöhe aus China erhalten. Ein Auftrag kommt von der SAIC-Gruppe, einem in Shanghai ansässigen Automobilhersteller. Die zweite Bestellung machte ein SAIC-Batterie-Joint-Venture, schreibt die Zeitung Merkur. Rheinmetall soll künftig Batterieträger für Elektroautos fertigen: Ein Aluminiumgussteil wird in einer neuen Batteriebox eingesetzt und soll den Akku vor äußeren Einflüssen schützen. Die Produktion soll 2025 starten und über sieben Jahre laufen. Zum anderen wird Rheinmetall Zylinderköpfe bereitstellen, die in Hybridmodellen eingesetzt werden. Fertigungsbeginn ist in diesem Jahr, die Laufzeit beträgt vier Jahre. Produziert werden die Bauteile in China, beim Joint Venture zwischen Rheinmetall und Hasco KSPG Nonferrous Components in Shanghai. Dieses ist eine Tochter der SAIC-Gruppe. Rheinmetall ist in China an zehn Standorten im zivilen Bereich aktiv.
Quellen: Rheinmetall, Merkur, Foto: Pexels/Rathaphon Nanthapreecha

China News

Bundesregierung legt Veto ein

Die Bundesregierung hat die vollständige Übernahme des Satelliten-Start-ups Kleo Connect durch ihren chinesischen Mehrheitsaktionär SSST untersagt. SSST hält bereits 53 Prozent an dem deutschen Start-up und wollte weitere 45 Prozent erwerben. Kleo Connect plant, mit einem Netz aus 300 Satelliten weltweite zivile Satelliten-Kommunikationsdienste anzubieten. Dies gilt als strategisch wichtiger Bereich. „Bei der Satellitenkommunikation handelt es sich um einen empfindlichen Bereich von besonderem Sicherheitsinteresse für Deutschland“, sagte Reinhard Houben von der FDP-Bundestagsfraktion gegenüber dem Spiegel. „Es handelt sich um die erste Entscheidung der Bundesregierung vor dem Hintergrund der neuen Chinastrategie.“ Kleo Connect wurde 2017 in Berlin gegründet und will dem Unternehmen Starlink von Elon Musk Konkurrenz machen.
Übernahmen durch chinesische Unternehmen werden zunehmend kritischer gesehen. Anfang des Jahres hatte die Übernahme eines Teils des Hamburger Hafens durch die chinesische Reederei Cosco zu großen Debatten geführt, letztendlich war eine Minderheitsbeteiligung genehmigt worden. Die Übernahmen zweier Chip-Hersteller durch chinesische Investoren wurden dagegen untersagt.
Quellen: Spiegel, Exportmanager, Foto: Pexels/Lucas Pezeta

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Reisen im Land unternahmen die Chinesen während der „Goldenen Woche”. Das sind 71 Prozent mehr als 2022 und vier Prozent mehr als vor der Pandemie 2019.
Quelle: The China Project

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Exzellenz und Automobil

„Exzellenz in der Automobilherstellung“ war Thema des Deutschland-Moduls beim eMBA-Programm der China European International Business School (CEIBS), bei dem Astrid Oldekop (Foto) im Audi Forum Neckarsulm Mitte Oktober einen Vormittag gestaltete. Vor 40 chinesischen Topmanagern aus unterschiedlichsten Branchen sprach sie über Erfolgsfaktoren der deutschen Industrie wie Mittelstand, Hidden Champions, Industrie 4.0 und das duale System. Anschließend gab Astrid Oldekop einen Überblick über die chinesischen Aktivitäten in Deutschland sowie die Geschichte des deutschen Engagements in China und führte Best Practice Beispiele auf wie das langfristige Engagement des Hartmetallwerkzeug-Herstellers ZCC Cutting Tools in Düsseldorf, die Übernahme des Roboterherstellers Kuka durch den Haushaltsgeräte-Produzenten Midea sowie das Engagement des Baumaschinen-Herstellers Sany bei Putzmeister und in Bedburg. Zum Abschluss diskutierte die Gruppe über die Zukunft der Automobilindustrie und Schlagwörter wie Industrie 5.0.
Foto: mdb

Inside mdb

Relevante Termine auf einen Blick

Chinas Wirtschaft nach der Pandemie, Innovationen, Zukunftstechnologien sowie eine Jobmesse sind nur einige Themen der zahlreichen Veranstaltungen für die deutsch-chinesische Business-Community in den kommenden Wochen. Der China Business Kalender listet die relevanten Veranstaltungen für Menschen im China-Geschäft übersichtlich auf, Termine der unterschiedlichsten Veranstalter können direkt in den eigenen Kalender übernommen werden.
Ist Ihr Termin noch nicht aufgenommen? Dann schreiben Sie uns.
Quelle: China Business Kalender, Screenshot: mdb

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neue Verkehrsflugzeuge benötigt China jedes Jahr bis 2042, lautet die Prognose des Flugzeugherstellers Boeing. Damit ist das Land der weltgrößte Flugzeugmarkt.
Quelle: Asieninsider

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Pionier der Lüfte

Einen faszinierenden Einblick in das China der 1930er Jahre gibt der empfehlenswerte Bildband „Pionier der Lüfte. Die spektakulären Expeditionen rund um die Welt neu entdeckt“ über Wulf-Diether Graf zu Castell. Der Autor Andreas Tank hat fotografische Raritäten und die ersten Agfacolor-Fotos von China, unveröffentlichte Dokumente, Karten und private Tagebücher des deutschen Flugpioniers auf 250 Seiten zusammengetragen. Entstanden ist eine gelungene Kombination aus lesenswerten Texten und historischen Fotografien über einen großen Abenteurer und die 1930er Jahre in China. Ab 1933 flog Wulf-Diether Graf zu Castell für die Lufthansa nach China, um eine Postverbindung nach Deutschland herzustellen. Von Junkers-Flugzeugen aus fotografierte er dabei chinesische Städte, Landschaften und Berge mit der Leica-Kamera. „Für die politische Entwicklung des Chinesischen Reichs war die flugtechnische Erschließung des Landes von größter Bedeutung“, zitiert Andreas Tank den großen Flugpionier. „Die Außenprovinzen waren immer selbstständiger geworden und hatten nur noch lose Verbindung mit der Zentralregierung. Durch das Flugzeug wurde das anders.“ Graf zu Castell galt als Ausnahmetalent der Zivilluftfahrt und flog Auslands-, Sonder- oder Geheimeinsätze in Asien, Südamerika und Europa. Er war nie Mitglied der NSDAP, heuerte nach dem Krieg bei der amerikanischen Besatzungsmacht am Münchner Flughafen Riem an, um aus den Ruinen einen Flughafen von Weltruf zu bauen, den er als Alleingeschäftsführer für Jahrzehnte leitete. Für seinen Einsatz für die Luftfahrt erhielt er das Bundesverdienstkreuz.
Der Autor Andreas Tank ist Wirtschaftswissenschaftler und Sinologe und lebt seit zwei Jahrzehnten in China. Nach langjähriger Tätigkeit als Geschäftsführer in Peking und Shanghai gründete er eine Unternehmensberatung, die deutsche Marken bei der Erschließung Chinas und Nordostasiens begleitet.
Foto: Tank

Andreas Tank: Pionier der Lüfte. Wulf-Diether Graf zu Castell. Die spektakulären Expeditionen rund um die Welt neu entdeckt. Frederking & Thaler.

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Ausländer lebten 2021 in China. Das sind lediglich 0,06 Prozent der Bevölkerung.
Quelle: Asieninsider

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Multilateralismus und Tianxia

Der Titel des Buches ist sperrig, die Erkenntnisse lesenswert. Der Aufsatzband „Im Spannungsverhältnis zwischen Selbst- und Fremdverstehen. Globale Herausforderungen und deutsch-chinesische Kulturbeziehungen“ gibt auf knapp 400 Seiten Anregung zum deutsch-chinesischen Miteinander und kann kostenlos digital heruntergeladen werden. Die Herausgeber arbeiten seit Jahren im chinesisch-deutschen Kulturaustausch. Die Texte hinterfragen, wie sich internationale Kulturzusammenarbeit zwischen Ländern unterschiedlicher Kultursysteme und -traditionen erreichen lässt. In Deutschland ist Auswärtige Kulturpolitik von dem Gedanken geleitet, dass globale Herausforderungen Multilateralismus erfordern. Im chinesischen Diskurs dagegen finden Kernbegriffe wie „Tianxia“ Verwendung, die im nicht-chinesischen Kontext einer Interpretation bedürfen. Die Autoren aus China und Deutschland untersuchen Selbst- und Fremdwahrnehmungen sowie Kooperationen in kulturellen Begegnungen und wollen so Grundlagen für ein besseres gegenseitiges Verständnis und kulturelle Kooperation zwischen beiden Ländern ermöglichen.

Chunchun Hu, Odila Triebel, Thomas Zimmer (Hrg.): Im Spannungsverhältnis zwischen Selbst- und Fremdverstehen. Globale Herausforderungen und deutsch-chinesische Kulturbeziehungen. Springer Fachmedien. 2023.

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